31.01.2023 / 15:16 Unkorrigiert übernommen aus https://adhsspektrum.com
DEPRESSION UND GEREIZTHEIT BEI ZURÜCKWEISUNG UND KRITIK (REJECTION SENSITIVE DYSPHORIA RSD)
15.08.2013 Dr Martin Winkler 10 Kommentare Kritikfähigkeit, Kritikverhalten
Nein, dies ist keine neue psychiatrische Störung. Eher im Gegenteil: Der Autor des englischsprachigen Artikels hat sich eher mit älteren Beiträgen zur Psychiatrie der Atypischen Depression beschäftigt. Und hat sich dann mit der sog. Rejection Sensitive Dysphoria (RSD) beschäftigt.
Die gereizte Stimmung bzw. eine Art innere Anspannung bis hin zur „Bissigkeit“ und ständigen verbalen Aggressivität im Sinne einer Vorwärtsverteidigung ist ein häufiges Phänomen bei unbehandelten ADHSlern. Dahinter steht das Erleben von wiederholter Kritik bzw. Unverständnis für die eigene Problematik. Und letztlich auch die Angst vor einer erneuten Ausgrenzung bzw. Zurückweisung verbunden mit dem ständigen Gefühl, „anders als die Anderen“ zu sein.
Dabei reagieren die Betroffenen dann mit „dünner Haut“, d.h. extremer bzw. früher und heftiger auf solche Situationen, in denen sie sich erneut kritisiert oder ausgegrenzt fühlen.
Auch gegenüber Therapeuten ist es ja so, dass der erste Eindruck häufig entscheidet. Ein Blick, ein Tonfall bzw. eine andere Kleinigkeit reicht schon und es kommt eben keine therapeutische Beziehung in Gang. Häufig, weil eben Altlasten bewusst oder meist unbewusst dazu führen, dass man sich erneut kritisiert oder ausgegrenzt fühlt.
Ich glaube nicht, dass man es nun als eigenes Syndrom sehen muss. Aber es ist doch ein wesentliches Merkmal von ADHSlern, dass sie eben von der Stimmung bzw. einer positiven Grundhaltung des Gegenübers profitieren oder aber im Gegenteil dann gefühlsmässig einen Absturz mit einer depressiven Verstimmung / Dysphorie haben.
Irgendwann führt es dann dazu, dass man fast allen sozialen Kontakten aus dem Weg geht. Und natürlich auch dem therapeutischen System nicht mehr traut. Was einerseits verständlich sein mag. Andererseits hilft diese Igelhaltung bzw. die egozentrische Wahrnehmung von Kritik, Ausgrenzung und Zurückweisung eben auch nicht weiter.
Hier muss man mutig über den eigenen Schatten springen und sich eben doch einmal mehr auf eine neue Erfahrung einlassen. Aber eben hoffentlich bei Therapeutinnen und Therapeuten, die genau diese Problematik verstehen.
26.01.2023 / 11:06 Unkorrigiert übernommen von FB Gruppe ADHS
Kennt ihr das vielleicht?
All diese (schönen) Worte im Kopf, aber sobald man sie wiederholen oder auf Papier bringen möchte, sind sie verschwunden.
All diese Bilder im Kopf, aber wenn man sie näher betrachten möchte, oder aufzeichnen möchte, verblassen sie.
Ich habe ständig dieses Gefühl von " es liegt mir auf der Zunge", es ist da, aber entschwindet, sobald ich es greifen möchte.
Schon seit klein auf habe ich das Gefühl, da ist etwas in meinem Kopf, als hätte ich etwas sehr Wichtiges vergessen.
Deshalb würde ich mir so sehr einen Gedankenrekorder wünschen. Ich hasse es, dass meine Freunde mich kreativ nennen, aber nicht wissen, wie sehr das, was ich male, nicht das ist, was es werden sollte, und der 20ste Versuch, und wie weh das tut.
Früher wollte ich Bücher schreiben, aber dann musste ich einsehen, dass mir die Geschichten entrannen, ehe ich sie niederschreiben konnte.
Ich würd ja gern mal wissen, wie das ist, Zugriff auf das zu haben, was in meinem Kopf ist.
Antwort von Aimo Nyland:
Ich kenne das was du beschreibst, äußerst gut! Bin auch im Grunde ein sehr kreativer Mensch.
Habe oft so Geistesblitze in Musik Text und Bild, die manchmal sogar echt genial sind. Lange Zeit - im Prinzip über gut zwei Jahrzehnte lang, bin ich nie auf die Idee gekommen, mir diese Geistesblitze immer sofort im Moment indem sie auftauchten, zu notieren Wäre sehr sehr sinnvoll gewesen!
Ich hatte aber damals schon aufgrund von chronischen Depris, Selbstzweifeln und dem Fakt, dass mir "kreativ sein" familiär gesehen sowieso eher ausgeredet wurde, keinen wirklichen Bezug zu meinen Ideen und Visionen. Mein Sanduhr-Hirn war mir daher auch ziemlich egal. Und so musste es so kommen, dass ich jahrzehntelang alle guten Ideen, die mir jemals zuteil wurden, wieder verlor' Ein bisschen weine ich drum, denn ich weiß zumindest noch, dass da richtig gute Ideen dabei waren, die ich später einmal dringend umsetzen wollte Naja - es ist wie es ist.
Heute bin ich mir meines Defizits natürlich bewusst und kann das "Ideen verlieren" durch das stets mitgeführte Smartphone natürlich vermeiden. Und das tue ich auch konsequent. Jedes Mal wenn mich heute ein Geistesblitz erhascht, dann mobilisiere ich sofort die Notizfunktion (entweder Text oder Voice) und halte meine Ideen fest. Das geht superfix. Und seitdem ich das so mache, habe ich auch nie wieder etwas im Geiste verloren
Bücher schreiben tue ich heute auch. Und genau aus Gründen meiner Notizroutine, klappt das auch problemlos. Ich habe mich bezüglich dem Schreiben aber auch umgestellt. Bin eher der Spontanschreiber, da mir so die Gedanken nicht mehr entschwinden können. Ich kann das mittlerweile ganz gut: »sozusagen kreativ sein auf Befehl« Ich setze mich hin und lasse es fließen. Direkt von den Gedanken in die Finger Meine beiden Bücher sind größtenteils so entstanden. Keine Gedanken, keine Notizen, kein Plan. Einfach Dinge aus dem Geiste spontan niedergeschrieben, fertig. Funktioniert prima Probiere es doch mal. Vielleicht musst du deinen Traum vom Bücher schreiben ja doch noch nicht aufgeben
26.01.2023 / 07:30 Unkorrigiert übernommen von Annabelle Stieger ADHS Schweiz Gruppe
Stephan Langenbach nein das habe ich nicht gesagt.
Da es ein Neurotransmitter Problem ist. Aber es kommt darauf an ob die Person immer überfordert wird oder im korrekten Rahmen gefördert. Ständige Überforderung können Depressionen, suchterkrankungen, vermindertes Selbstwertgefühl etc. führen. sowie innere unruhe und getrieben sein.
Eine ständige Überreizung zu r Erschöpfung. Ach noch was, Adhs kann auch zu chronischen Schmerzen führen, ähnlich wie bei Fibromyalgie. Dies durch die erhöhte Muskelanspannung. All dies wird ihnen geläufig sein.
Aber ich finde man sollte nicht nur negatives kommunizieren. Adhs-ler können sehr erfolgreich und die Schwächen zu stärken wandeln.
26.01.2023 / 07:22 Untenstehender Artikel wurde schon im September 2023 kopiert. Elisa Carrow gibt Ihr einverständnis zum veröffentlichen
kann also übernommen werden.
Elisa Carow hat Asperger-Autismus. Ihr Gehirn sei ein „bisschen anders verdrahtet“. Sie lebt mit ihrem Mann und einem zehnjährigen Sohn zusammen, betreibt einen eigenen kleinen Verlag, „als einzige Autistin auf der ganzen Welt“, wie sie erzählt. „Ich würde mir wünschen, dass Asperger-Menschen nicht sofort in eine Negativschublade gesteckt werden“, sagt die 38-Jährige im Gespräch mit dem RND.
Seit Greta Thunberg weltweit Schlagzeilen macht, ist vielen Menschen Asperger-Autismus ein Begriff. Haben Sie das Gefühl, dass dadurch Nichtbetroffenen bewusster ist, was die Diagnose mit sich bringt?
Nein, überhaupt nicht. Gretas Popularität hat nicht dazu geführt, dass die Bevölkerung besser aufgeklärt ist. Die Menschen haben teilweise ein sehr verzerrtes Bild von Asperger-Autismus. Das zeigt sich beispielsweise auch darin, dass Greta permanent dafür beschimpft wird, dass sie Asperger hat. Manche werfen ihr auch vor, sie tue nur so als ob.
So etwas passiert schwerbehinderten Menschen ganz oft. Die Diagnose wird von Nichtbetroffenen angezweifelt. Denn die Welt, in der wir leben, ist nicht für Autisten gemacht. Wir leben in einer Kultur, in der diejenigen sich anpassen müssen, die scheinbar in der Minderheit sind. Die Gesellschaft erwartet das und ist da wenig tolerant.
Wann wurde bei Ihnen die Diagnose gestellt?
Gerade bei Frauen und bei mehreren Störungen gleichzeitig ist es sehr typisch, erst im Erwachsenenalter eine eindeutige ärztliche Diagnose zu bekommen. So war das auch bei mir. Ich war da schon 26 Jahre alt. Erst da war klar, dass es Asperger-Autismus in Kombination mit ADS ist. Und bis zu diesem Zeitpunkt habe ich gelernt, mich im Alltag so gut es geht zu maskieren.
Was meinen Sie damit?
Ich musste im Laufe meines Lebens lernen, korrekt auf soziale Erwartungen zu reagieren. Viele Dinge laufen bei neurotypischen Menschen vom Kindesalter an unbewusst – beispielsweise Sarkasmus erkennen, Blickkontakt halten, höfliche Floskeln austauschen. Autisten müssen dafür hingegen sehr viel Willenskraft und Energie aufbringen. Das fühlt sich an wie Schauspielern und ist unglaublich kräftezehrend.
Können Sie die Abläufe im Gehirn näher beschreiben?
Autisten nehmen alles gleichzeitig wahr. Mein Gehirn gibt allen Reizen die gleiche Priorität. Es gibt keine Filter, durch die ich mich automatisch auf das Wesentliche konzentrieren kann. Das bedeutet: Wenn ich mich mit jemandem in einem Raum unterhalte, nehme ich das helle und surrende Deckenlicht, die tickende Uhr und die im Hintergrund laufende Musik auf gleicher Ebene wahr wie das Gespräch. Das ist das Anstrengende.
Da war der Schulunterricht damals sicherlich eine Herausforderung?
Ich erinnere mich noch gut an meine Schulzeit. Jeden Tag bin ich völlig fertig nach Hause gekommen und musste mich erst einmal eine Stunde lang in einem dunklen Raum aufhalten, weil ich völlig überreizt war. So habe ich quasi meinen eigenen inneren Rechner neu gestartet.
Viele Menschen mit Asperger-Autismus berichten davon, in der Kindheit gemobbt worden zu sein.
Auch ich habe das 13 Jahre lang mitgemacht. Ich hatte eine Brille, wurde in Bulgarien geboren und hatte Akzent, konnte in der zweiten Klasse nicht gut Deutsch, war aber trotzdem Klassenbeste im Lesen. Die anderen Schüler haben mich dafür gehasst. Superkräfte nehmen Kinder und auch viele Erwachsene nicht wahr. Sie sehen oft nur, was anders ist, und bewerten das negativ.
Wie können Menschen ohne Asperger helfen, damit der Alltag weniger anstrengend wird?
Ich würde mir wünschen, dass Asperger-Menschen nicht sofort in eine Negativschublade gesteckt werden. Das Gehirn ist ein bisschen anders verdrahtet. Das macht den Menschen aber nicht schlechter, nur anders. Und er kann auch einfach nichts dafür. Ich wurde damit geboren. Früher hat man noch geglaubt, dass Asperger-Autismus mit Vernachlässigung und Gewalt in der Kindheit zusammenhängt. Das stimmt aber nicht.
Gibt es noch mehr solcher Vorurteile, die Ihnen regelmäßig begegnen?
Es gibt eine ganze Reihe von Mythen, die sofort aufkommen, wenn man sich outet. Der Klassiker: Sie muss hochbegabt sein, kann aber keine Gefühle haben, keinen Blickkontakt aufbauen und nicht mit Menschen zusammenarbeiten. Es ist gemein, alle Autisten in einen Topf zu werfen. Wie bei allen Menschen auf der Welt gibt es auch bei uns eine riesengroße Bandbreite an Eigenschaften. Einige sind gerade auch im Arbeitsleben sehr gefragt.
Zum Beispiel?
Menschen mit Asperger-Autismus haben besondere Fähigkeiten. Wir haben oft einen Blick für Fehler, sind sehr selbstkritisch und gründlich – bis zur Perfektion. Autisten sind auch unfähig zu lügen. Wir sind Meister darin, Muster zu erkennen. Bei mir ist es zum Beispiel so, dass ich Rechtschreibfehler sofort erkenne. Die ploppen in meiner Wahrnehmung sofort in fett und rot im Text auf. Viele haben auch einen sehr ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit, der helfen kann, aber natürlich auch stark belastet.
Inwiefern?
Mich wirft die Auseinandersetzung mit Ungerechtigkeitsthemen wie Klimawandel und Tierquälerei richtig aus der Bahn. Eine persönliche Tragödie bahnt sich da schon an, wenn im Supermarkt die Bioeier ausverkauft sind oder ich beobachte, wie jemand an der Kasse unfreundlich ist.
Dabei wird Autisten oft vor allem Empathie abgesprochen.
Dieses Vorurteil liegt vor allem darin begründet, dass es Asperger-Menschen gibt, die Gesichter nicht wiedererkennen und nonverbale Signale nicht richtig deuten können. Nur weil die Reaktion dann anders als gewöhnlich ausfällt, hat das aber nichts mit fehlender Empathie zu tun, das ist völliger Quatsch. Ich liebe es auch, mich mit Freunden zu treffen und mich auszutauschen. Als Erwachsene kann ich ja glücklicherweise selbst bestimmen, unter welchen Bedingungen meine Sozialkontakte stattfinden. Zusammen gärtnern, einen Film im Wohnzimmer schauen, kochen, ein Plausch mit dem Nachbar über den Zaun – das ist alles kein Problem.
Und, mal angenommen, es gäbe kein Corona, mit einer großen Gruppe eine ganze Nacht im Club feiern?
Auch das geht, aber ungern jede Woche. Ich gehe auch gern mal auf ein Konzert oder ins Café. Wichtig ist nur, dass ich nach so einem Treffen in größerer Runde wieder genug Ruhe habe, um mich von der Reizüberflutung zu erholen und in einer Umgebung zu sein, wo weniger sensorische Reize auf mich einprasseln.
Elisa Carow hat Asperger-Autismus. Ihr Gehirn sei ein „bisschen anders verdrahtet“. Sie lebt mit ihrem Mann und einem zehnjährigen Sohn zusammen, betreibt einen eigenen kleinen Verlag, „als einzige Autistin auf der ganzen Welt“, wie sie erzählt. „Ich würde mir wünschen, dass Asperger-Menschen nicht sofort in eine Negativschublade gesteckt werden“, sagt die 38-Jährige im Gespräch mit dem RND.
Seit Greta Thunberg weltweit Schlagzeilen macht, ist vielen Menschen Asperger-Autismus ein Begriff. Haben Sie das Gefühl, dass dadurch Nichtbetroffenen bewusster ist, was die Diagnose mit sich bringt?
Nein, überhaupt nicht. Gretas Popularität hat nicht dazu geführt, dass die Bevölkerung besser aufgeklärt ist. Die Menschen haben teilweise ein sehr verzerrtes Bild von Asperger-Autismus. Das zeigt sich beispielsweise auch darin, dass Greta permanent dafür beschimpft wird, dass sie Asperger hat. Manche werfen ihr auch vor, sie tue nur so als ob.
So etwas passiert schwerbehinderten Menschen ganz oft. Die Diagnose wird von Nichtbetroffenen angezweifelt. Denn die Welt, in der wir leben, ist nicht für Autisten gemacht. Wir leben in einer Kultur, in der diejenigen sich anpassen müssen, die scheinbar in der Minderheit sind. Die Gesellschaft erwartet das und ist da wenig tolerant.
Wann wurde bei Ihnen die Diagnose gestellt?
Gerade bei Frauen und bei mehreren Störungen gleichzeitig ist es sehr typisch, erst im Erwachsenenalter eine eindeutige ärztliche Diagnose zu bekommen. So war das auch bei mir. Ich war da schon 26 Jahre alt. Erst da war klar, dass es Asperger-Autismus in Kombination mit ADS ist. Und bis zu diesem Zeitpunkt habe ich gelernt, mich im Alltag so gut es geht zu maskieren.
Was meinen Sie damit?
Ich musste im Laufe meines Lebens lernen, korrekt auf soziale Erwartungen zu reagieren. Viele Dinge laufen bei neurotypischen Menschen vom Kindesalter an unbewusst – beispielsweise Sarkasmus erkennen, Blickkontakt halten, höfliche Floskeln austauschen. Autisten müssen dafür hingegen sehr viel Willenskraft und Energie aufbringen. Das fühlt sich an wie Schauspielern und ist unglaublich kräftezehrend.
Können Sie die Abläufe im Gehirn näher beschreiben?
Autisten nehmen alles gleichzeitig wahr. Mein Gehirn gibt allen Reizen die gleiche Priorität. Es gibt keine Filter, durch die ich mich automatisch auf das Wesentliche konzentrieren kann. Das bedeutet: Wenn ich mich mit jemandem in einem Raum unterhalte, nehme ich das helle und surrende Deckenlicht, die tickende Uhr und die im Hintergrund laufende Musik auf gleicher Ebene wahr wie das Gespräch. Das ist das Anstrengende.
Da war der Schulunterricht damals sicherlich eine Herausforderung?
Ich erinnere mich noch gut an meine Schulzeit. Jeden Tag bin ich völlig fertig nach Hause gekommen und musste mich erst einmal eine Stunde lang in einem dunklen Raum aufhalten, weil ich völlig überreizt war. So habe ich quasi meinen eigenen inneren Rechner neu gestartet.
Viele Menschen mit Asperger-Autismus berichten davon, in der Kindheit gemobbt worden zu sein.
Auch ich habe das 13 Jahre lang mitgemacht. Ich hatte eine Brille, wurde in Bulgarien geboren und hatte Akzent, konnte in der zweiten Klasse nicht gut Deutsch, war aber trotzdem Klassenbeste im Lesen. Die anderen Schüler haben mich dafür gehasst. Superkräfte nehmen Kinder und auch viele Erwachsene nicht wahr. Sie sehen oft nur, was anders ist, und bewerten das negativ.
Wie können Menschen ohne Asperger helfen, damit der Alltag weniger anstrengend wird?
Ich würde mir wünschen, dass Asperger-Menschen nicht sofort in eine Negativschublade gesteckt werden. Das Gehirn ist ein bisschen anders verdrahtet. Das macht den Menschen aber nicht schlechter, nur anders. Und er kann auch einfach nichts dafür. Ich wurde damit geboren. Früher hat man noch geglaubt, dass Asperger-Autismus mit Vernachlässigung und Gewalt in der Kindheit zusammenhängt. Das stimmt aber nicht.
Gibt es noch mehr solcher Vorurteile, die Ihnen regelmäßig begegnen?
Es gibt eine ganze Reihe von Mythen, die sofort aufkommen, wenn man sich outet. Der Klassiker: Sie muss hochbegabt sein, kann aber keine Gefühle haben, keinen Blickkontakt aufbauen und nicht mit Menschen zusammenarbeiten. Es ist gemein, alle Autisten in einen Topf zu werfen. Wie bei allen Menschen auf der Welt gibt es auch bei uns eine riesengroße Bandbreite an Eigenschaften. Einige sind gerade auch im Arbeitsleben sehr gefragt.
Zum Beispiel?
Menschen mit Asperger-Autismus haben besondere Fähigkeiten. Wir haben oft einen Blick für Fehler, sind sehr selbstkritisch und gründlich – bis zur Perfektion. Autisten sind auch unfähig zu lügen. Wir sind Meister darin, Muster zu erkennen. Bei mir ist es zum Beispiel so, dass ich Rechtschreibfehler sofort erkenne. Die ploppen in meiner Wahrnehmung sofort in fett und rot im Text auf. Viele haben auch einen sehr ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit, der helfen kann, aber natürlich auch stark belastet.
Inwiefern?
Mich wirft die Auseinandersetzung mit Ungerechtigkeitsthemen wie Klimawandel und Tierquälerei richtig aus der Bahn. Eine persönliche Tragödie bahnt sich da schon an, wenn im Supermarkt die Bioeier ausverkauft sind oder ich beobachte, wie jemand an der Kasse unfreundlich ist.
Dabei wird Autisten oft vor allem Empathie abgesprochen.
Dieses Vorurteil liegt vor allem darin begründet, dass es Asperger-Menschen gibt, die Gesichter nicht wiedererkennen und nonverbale Signale nicht richtig deuten können. Nur weil die Reaktion dann anders als gewöhnlich ausfällt, hat das aber nichts mit fehlender Empathie zu tun, das ist völliger Quatsch. Ich liebe es auch, mich mit Freunden zu treffen und mich auszutauschen. Als Erwachsene kann ich ja glücklicherweise selbst bestimmen, unter welchen Bedingungen meine Sozialkontakte stattfinden. Zusammen gärtnern, einen Film im Wohnzimmer schauen, kochen, ein Plausch mit dem Nachbar über den Zaun – das ist alles kein Problem.
Und, mal angenommen, es gäbe kein Corona, mit einer großen Gruppe eine ganze Nacht im Club feiern?
Auch das geht, aber ungern jede Woche. Ich gehe auch gern mal auf ein Konzert oder ins Café. Wichtig ist nur, dass ich nach so einem Treffen in größerer Runde wieder genug Ruhe habe, um mich von der Reizüberflutung zu erholen und in einer Umgebung zu sein, wo weniger sensorische Reize auf mich einprasseln.
von Dr. Astrid Neuy-Bartmann
Es erstaunt, warum erst in den letzten Jahren die Bedeutung der ADHS im Erwachsenenalter erkannt wurde. Heute wissen wir, dass 50-70% der schon seit ihrer Kindheit betroffenen ADHS-Patienten im Erwachsenenalter noch deutliche Symptome aufweisen. Zunehmend wird deutlich, dass ADHS ein Risikofaktor für die meisten psychiatrischen Symptome im Erwachsenenalter sind.
Es ist anzunehmen, dass ADHS-Patienten vulnerabler, d.h. verletzbarer sind. Dies kann zum einen genetische Gründe haben, sicher sind es aber auch Sekundäreffekte, denn ein ADHS-Kind hat meist viele negative Erfahrungen im Laufe seines Lebens gemacht und musste sich mit häufiger Ablehnung und eigenem Versagen auseinandersetzen. Meist hat ein ADHS-Kind in seiner Entwicklung viel Stress erlebt, und all diese Erfahrungen haben es verhindert, ein gesundes und stabiles Selbstwertgefühl aufbauen zu können. Gerade aber die Selbstzweifel und Selbstunsicherheit sind wieder ein Risikofaktor für Ängste, Depressionen und psychosomatische Störungen.
Je genauer die Lebensläufe der ADHS-Patienten wissenschaftlich untersucht werden, desto deutlicher wird es, dass es im Laufe der Entwicklung und im Erwachsenenalter zu einem sogenannten Symptomshift kommt, was bedeutet, dass die Symptome sich im Laufe des Lebens verändern und dann eben nicht mehr der Zusammenhang mit ADHS erkannt wird
Im Kindesalter sind die Begleiterkrankungen gut erforscht. So haben die folgenden Erkrankungen ein gehäuftes Auftreten im Zusammenhang mit ADHS:
Im Erwachsenenalter zeigt sich dann der Symptomwandel:
Erhebliche Probleme haben ADHS-ler meist auch in den folgenden Bereichen:
Zusammenfassend kann man sagen, dass sich Probleme in den folgenden Bereichen zeigen:
Es ist sehr wichtig, eine ADHS zu erkennen und sowohl die ADHS als auch Begleiterkrankungen zu behandeln. Gerade die Symptome der ADHS erfordern eine fundierte Kenntnis des Krankheitsbildes, Behandlungserfahrung und Wissen über das Auftreten der Begleitstörungen. Es ist notwendig eine störungsspezifische Behandlung der ADHS durchzuführen, die auf die besondere Problematik der ADHS abgestimmt ist.
Der Erfolg oder Misserfolg bei der Behandlung dieser Krankheitsbilder hängt von der richtigen Diagnosestellung und einer leitliniengerechten Behandlung ab. Dies gilt für die medikamentöse ebenso wie für die psychotherapeutische Behandlung. So wissen wir heute, dass die Symptome der ADHS mit dem Wirkstoff Methylphenidat sehr gut zu behandeln sind und dass auch eine Psychotherapie bei ADHS einer besonderen Berücksichtigung der ADHS Symptome bedarf. Nicht selten müssen sowohl die Komorbiditäten wie auch die ADHS gesondert behandelt werden.